Methodik.

Vorgehen zur Erhebung und Auswertung

Nachfolgend werden die wichtigsten methodischen Eckdaten dargestellt.


Zeitliche Abgrenzung

Die Ergebnisse beziehen sich grundsätzlich auf das Referenzjahr 2022. Die Nachfrage bezieht sich auf die Sommersaison 2022 und die Wintersaison 2022/23. Die Beschäftigungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons bezieht sich auf das Jahr 2021. Dies entspricht dem zum Zeitpunkt der Studienerarbeitung aktuellen Datenstand des Bundesamts für Statistik (BFS). EBP hat für das Jahr 2022 eine Fortschreibung erstellt, welche auf einer Konsolidierung verschiedener Quellen und Berechnungen basiert.


Regionale Abgrenzung

Die 18 Tourismusdestinationen im Kanton Graubünden wurden wie folgt zu 15 Destinationen zusammengefasst: Vals mit Surselva zu «Mittlere Surselva», Bregaglia zu «Engadin St. Moritz» und Val Surses mit Bergün Filisur zur Tourismusdestination «Albula Surses». Dies ist notwendig, um eine ausreichende Stichprobengrösse für repräsentative Ergebnisse auf Ebene dieser Destinationen zu erhalten.

Sämtliche Ergebnisse sind auf den Ebenen des Kantons Graubünden sowie sechs aggregierten Regionen dargestellt. Ein erheblicher Teil der Ergebnisse ist zudem auf der Ebene der 15 Destinationen verfügbar.

regionen_pfad

Als Gäste gelten alle Personen, welche nicht im Umkreis von ca. 20 Minuten ihren Wohnsitz und/oder ihren permanenten Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben. So gelten z.B. Personen mit Wohnsitz in Chur, die sich für einen Tag in Arosa aufhalten, als Tagesgäste.

Als touristische Leistungsträger gelten das Gastgewerbe, der Personenverkehr, die Bergbahnunternehmen, Reisebüros/Tourismusservice, Kultur/Sport/Unterhaltung und persönliche Dienstleistungen. Ebenso bedeutend ist der Tourismus aber auch für die Branchen Detailhandel und Bauwirtschaft. Zudem werden «übrige Dienstleistungen» ausgeschieden. Von diesen weisen der Grosshandel, die Architektur, das Immobilienwesen, Finanzdienstleister sowie das Gesundheitswesen eine grosse Bedeutung für den Tourismus auf. Hinzu kommen noch «übrige Sektoren 1 und 2». Dazu zählen Industrie, Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung, Land- und Forstwirtschaft. In diesen Branchen fallen touristische Wertschöpfung und Beschäftigung mehrheitlich auf indirektem Weg durch die innerkantonalen Vorleistungsbeziehungen und Investitionen dieser Branchen bei den touristischen Leistungsträgern an.


Nachfrage- und angebotsseitige Befragungen

EBP hat mehrere repräsentative Befragungen durchgeführt, die nachfolgend beschreiben werden. Alle Fragebogen enthalten zusätzliche Fragestellungen, welche für nachträgliche Auswertungen und Analysen genutzt werden können.

Gästebefragung

Diese erfolgte zweistufig. In der ersten Stufe wurden von möglichst vielen Gästen sowie Einheimischen wichtige Basisinformationen durch Befragungen vor Ort gesammelt. Um ein vertieftes und vollständiges Bild der Aktivitäten und Ausgaben – nach Abschluss der Reise – zu erhalten, erfolgte in der zweiten Stufe eine Onlinebefragung dieser Gäste. Die Interviews wurden auf die Sommersaison 2022 und die Wintersaison 2022/23 verteilt. Insgesamt fanden während 10 Monaten Befragungen statt. Die regionale Repräsentativität wurde erreicht, indem an insgesamt 162 Standorten (davon 33 Veranstaltungen) Interviews durch geschultes Befragungspersonal durchgeführt wurde. Die Stichprobengrössen betragen 20'400 in Stufe 1 (davon knapp 17'500 Gäste) und rund 4'350 Gäste in Stufe 2.

Unternehmensbefragung

Angebotsseitig wurde eine Onlinebefragung der touristischen Leistungsträger (Gastronomie, Beherbergung, Kultur / Sport / Unterhaltung, Persönliche Dienstleistungen und Verkehr) und weiterer mit dem Tourismus verbundenen Branchen durchgeführt (Detailhandel, Baugewerbe und Gesundheit). Die Stichprobengrösse beträgt total 1'330. Es haben sich 37 Bergbahnunternehmen an der Umfrage beteiligt, darunter alle grösseren Betriebe. Diese decken zusammen mehr als 95 % des Verkehrsertrags ab. Somit sind die Ergebnisse des Themas «Bergbahnen» ebenfalls repräsentativ und breit abgestützt. Alle Unternehmensbefragungen fanden zwischen Januar und Mai 2023 statt.

Befragung von Eigentümer/-innen von Zweitwohnungen

Diese Onlinebefragung erfolgte zur Erfassung der Auslastung der Zweitwohnungen und der Ausgaben bzw. Investitionen für die Objekte. Dank der Unterstützung der Tourismusorganisationen und der Gemeinden haben sich total 8'600 Eigentümer/-innen an der Befragung beteiligt. Die Erhebung fand im Zeitraum April 2022 bis Mai 2023 statt. Die umfassend und repräsentativ erhobene Datenbasis ist auf kantonaler Ebene einmalig in der Schweiz und ermöglicht eine analytische Präzision, die der Bedeutung der Branche angemessene Rückschlüsse erlaubt.


Weitere Datengrundlagen

Für die Studie wird eine Reihe von verfügbaren Datensätzen und Statistiken verwendet. Die Expertenbefragungen dienten dazu, diese Daten einordnen und erklären zu können sowie Datenlücken zu schliessen.

Statistiken
  • Hotellogiernächte: HESTA
  • Parahotellerie: PASTA, weitere Datenquellen
  • BFS: Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und weitere (u.a. STATENT, Produktionskonto)
  • Auswertungen von Bergbahnen Graubünden (BBGR)
Expertenbefragungen

Expertenbefragungen (z.B. Geschäftsführer/-innen der Tourismusdestinationen, Verwaltung, Gemeinden, Bergbahnen, Verbänden, Eventveranstalter, Campingbesitzer/-innen, Tankstellenbetreibende)


Modellierung und Berechnung

Die Beschäftigungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons und der Regionen sind die Grundlage für die Berechnung der Tourismusanteile. Ausgehend von einem IOT-basierten Impactmodell – von EBP (früher Rütter Soceco) entwickelt und bereits in zahlreichen Kantonen und Regionen angewendet –, wurde ein spezifisches Modell erstellt. Dieses bildet die Wirkungen im Kanton und in den sechs Regionen ab. Die Modelle basieren auf der schweizerischen Input-Output-Tabelle und weiteren statistischen Grössen wie beispielsweise der Beschäftigungsdaten aus der STATENT, dem Produktionskonto und dem kantonalen BIP. Für die Regionalisierung des Modells wurden regionsspezifische Daten einbezogen. Die Gesamtnachfrage wurde auf Ebene der sechs Regionen erstellt und den Branchen zugewiesen. Ausgehend von diesem «Impuls» werden die direkte touristische Beschäftigung und Wertschöpfung auf der Ebene der sechs Regionen berechnet. Diese Ergebnisse werden mit einem Schätzverfahren auf die 15 Tourismusdestinationen abgeleitet. Die so berechneten direkten Tourismusanteile werden mit den im Rahmen der Unternehmensbefragung ermittelten Tourismusanteilen verglichen und abgestimmt. Ausgehend von den direkten Wirkungen werden – ebenfalls mittels der regionalisierten Impactmodelle – die indirekten Umsätze, Beschäftigung und Wertschöpfung (Vorleistungs-, Investitions- und Einkommenseffekte) für die sechs Regionen und den Kanton Graubünden ermittelt und soweit möglich auf die 15 Tourismusdestinationen abgleitet. Die Resultate sind vergleichbar mit zahlreichen anderen von Rütter Soceco (heute EBP) untersuchten Regionen der Schweiz. Bei Nachfragen steht das Projektteam von EBP gerne zur Verfügung.